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Was ist "Älterwerden unterm Regenbogen"?
Wir sind ein Pilotprojekt in Hamburg, das Einrichtungen der Offenen Senior:innenarbeit Impulse zu einer Öffnung für queere Ältere geben möchte. Das Projekt arbeitet zum Beispiel mit Freizeit-Treffs, Tages-Treffpunkten oder Stadtteilgruppen für Ältere zusammen, die sich für lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und queere Menschen (LSBTIQ*) sowie Menschen mit HIV/Aids öffnen wollen.
Wir informieren, bieten passgenaue Workshops und Fortbildungen an und haben jede Menge Ideen, wie eine Vielfalt freundliche Willkommenskultur aussehen kann.
Ein wichtiger Baustein des Projekts ist der enge Bezug zu den Menschen und Einrichtungen der LSBTIQ*-Communitys, um die Interessen und Wünsche, Vorstellungen und Bedarfe von älteren LSBTIQ*-Menschen zu sammeln und zu bündeln. Gemeinsam mit den Zielgruppen sollen Vorschläge und Ideen für konkrete Angebote in Treffs entwickelt und umgesetzt werden.
Was sind die Ziele des Projekts?
Zum einen werden Einrichtungen und Mitarbeitende der Offenen Senior*innenarbeit beraten, weitergebildet und unterstützt, um Treffs zu sozialen Orten auch für ältere LSBTIQ*-Menschen weiterzuentwickeln. Zum anderen möchten wir queere Menschen aus den Communitys anregen, zusammenbringen und stärken, um sich selbstbestimmt mit Fragen des Älterwerdens auseinanderzusetzen, aktiv zu werden und sich ihren Raum zu nehmen. Jede Biografie, jede Person ist anders – der Austausch mit Menschen in ähnlichen Lebenssituationen und Lebenslagen kann Kraft geben und Ideen hervorbringen.
Wie soll das erreicht werden?
Wir planen Workshops, Aktionen und Veranstaltungsreihen mit und für Menschen aus den verschiedenen Communitys. Wir wollen herausfinden, welche Angebote und Räume für ein selbstbestimmtes Alter(n) konkret an Angeboten gebraucht. Bereits bestehende Gruppen oder Zusammenhänge und deren gute Ideen, wollen wir mit Einrichtungen wie Treffs oder kulturelle Zentren für Ältere zusammenbringen.
Warum sind Angebote für ältere LSBTIQ* nötig?
Viele haben im Laufe ihres Lebens Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu staatlicher Verfolgung erlebt. Zu den allgemeinen Herausforderungen des Alter(n)s kommt die Sorge vor einer erneuten Stigmatisierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität hinzu. Viele ältere LSBTIQ* befürchten, sich immer wieder erklären zu müssen, nur weil sie nicht einer gesellschaftlichen Mehrheitsnorm entsprechen. Das zehrt an den Kräften. Daher gibt es den Wunsch nach einem geschützten Raum unter Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und Biografien. Und diese Räume werden auch in der Offenen Senior:innenarbeit gebraucht.
Wie können Einrichtungen das leisten?
Ein Patentrezept für alle gibt es nicht, dafür ist jede Einrichtung und die Besucher:innenschaft vor Ort unterschiedlich. Ein erster Schritt ist, sich überhaupt mit Lebensrealitäten, biografischen Hintergründen und Erfahrungen von LSBTIQ* zu beschäftigen und dafür eine Sensibilität zu entwickeln. In Fortbildungen und Workshops möchte das Projektteam mit Haupt- und Ehrenamtlichen in der Offenen Senior*innenarbeit erarbeiten, wie sie LSBTIQ*-Menschen in Treffs willkommen heißen können. Beispielhaft wird das Projekt zwei Treffs dabei begleiten und unterstützen, ihre Willkommenskultur zu erweitern und helfen, neue Angebote für LSBTIQ*-Menschen zu entwickeln und umzusetzen.
Was kann das konkret sein?
Denkbar ist zum Beispiel ein Frühstückstreff für Regenbogen-Menschen, ein lesbischer Spiele-Abend, eine schwule Freizeitgruppe oder Sportangebote für Trans- oder Intergeschlechtliche. Oder es wird ein Film mit einer queeren Handlung gezeigt. Es kann etwas Einmaliges sein oder auf eine regelmäßige Veranstaltung hinauslaufen. Wünschenswert sind aus unserer Sicht wiederkehrende Angebote, die gemeinsam mit Menschen aus den Communitys gestaltet werden.
Teil der Willkommenskultur kann sein, dass Flyer von Beratungsstellen ausliegen und Plakate mit LSBTIQ* Veranstaltungen ausgehängt werden. Darüber hinaus können Treffleitungen über spezifische Angebote informieren.
Was trägt das Projekt "Älterwerden unterm Regenbogen" dazu bei?
Wir geben Tipps für Veranstaltungsformate, beraten bei der Umsetzung und stellen Kontakte zu den Communitys her. Das große Plus unseres Teams ist, dass Menschen mit lesbischer, schwuler und trans-Biografie dabei sind. Mit ihren Erfahrungen und Kontakten, stellen sie den Zugang zu LSBTIQ*-Personen und Gruppen her. Sie wissen um Themen der Zielgruppen und können so zielgerichtet Wünsche und Bedarfe zusammentragen.
Wer kann sich an das Projekt wenden?
Alle Fachkräfte, Hauptamtliche und Ehrenamtliche in der Offenen Senior:innenarbeit, die in ihren Einrichtungen eine Willkommenskultur für ältere LSBTIQ*-Menschen etablieren möchten. Alle älteren Lesben, Schwulen, Bi-, Trans*- und Inter-Personen sowie Menschen mit HIV/Aids sind eingeladen, Ideen und Aktionen zu entwickeln, um sich soziale Räume in der Altenarbeit zu erschließen oder auszubauen. Das „Regenbogenalter“ ist ein Projekt aus der Community für die Community.
Wofür steht LSBTIQ* eigentlich?
„LSBTIQ* steht für lesbische (L), schwule (S) oder bisexuelle (B) und für trans* (T), intergeschlechtliche (I) und queere (Q) Menschen. Das Sternchen (*) soll auch weitere, bisher nicht genannte, sexuelle und geschlechtliche Identitäten und Selbstbeschreibungen mit einbeziehen und auf diese hinweisen.“
Warum „Regenbogen“?
Der Regenbogen steht als Symbol für die große LSBTIQ*-Community (Gemeinschaft). Es soll die Vielfalt und „Buntheit“ der Menschen ausdrücken, wobei jede Person einen eigenen Zugang und eine eigene Interpretation der Buchstabensammlung LSBTIQ* hat. Ob lesbisch, schwul, bi, trans, inter oder queer – es handelt sich um eine Selbstdefinition. Es kommt also darauf an, wie sich die jeweilige Person selbst in Bezug auf Lebensweise, sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sieht und beschreibt.
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Quelle: Lottmann, Ralf (2021): „VielfALT“ – Öffnung der Altenhilfe für LSBTIQ*-Senior*innen. Leitfaden und Instrumente für die Praxis, in: AWO Bundesverband e.V. (Hg.): Praxishandbuch zur Öffnung der Altenhilfe-Einrichtungen für LSBTIQ*, Berlin, 11-54.